Wer wohnungslos ist, hat keinen leichten Weg vor sich. Die erste Hürde ist der bestehende Wohnungsmangel in der Stadt Trier. Wurde diese erste Hürde erfolgreich gemeistert, kommt oftmals hinzu, dass die ehemals wohnungslosen Menschen ohne Hilfestellung nicht gut im eigenen Wohnraum zurechtkommen. Die Gründe können sehr vielschichtig sein, wie z.B. fehlende wohnpraktische Fähigkeiten, soziale Kompetenzen usw.
Das Projekt "Housing First" ist eine Antwort auf diese Probleme und stellt einen Paradigmenwechsel in der Wohnungslosenhilfe dar. Hier wird bereits im ersten Schritt eine Wohnung vermittelt. Parallel dazu werden die Betroffenen betreut und ermutigt, ihre individuellen Probleme anzugehen.
In enger Zusammenarbeit mit der Stadt Trier wird so ein differenziertes Unterstützungssystem entstehen, welches mittels ambulanter Hilfsmaßnahmen zum Ziel hat, wohnungslose oder von Wohnungslosigkeit bedrohte Menschen dauerhaft mit eigenem Mietvertrag in Wohnraum unterzubringen. Eine zentrale Rolle spielt dabei auch die soziale Integration der betroffenen Menschen bis hin zur gänzlich selbstverantwortlichen Lebensführung.
Die Betreuung übernehmen fachlich qualifizierte Sozialarbeiter oder Sozialpädagogen aus dem Bereich der Wohnungslosenhilfe des Caritasverbandes. Gemeinsam mit den betroffenen Menschen erarbeiten sie tragfähige, auf die Person abgestimmte Lösungsperspektiven. In regelmäßigen Abständen führen sie Hausbesuche durch und ermöglichen so eine kontinuierliche Betreuung. Die Mitarbeiter*innen helfen, unterstützen, beraten und begleiten die Menschen in den unterschiedlichsten Lebensbereichen (Wohnsituation, Existenzsicherung, Gesundheit, Tagesstruktur, Alltagsbewältigung, Haushaltsführung usw.). Gleichzeitig werden die Menschen je nach Bedarf zu weiteren Hilfeangeboten, wie zum Beispiel der Schuldner- oder Suchtberatung weitervermittelt. Darüber hinaus unterstützt und organisiert das Fachpersonal die Integration in Arbeit. Damit trägt "Housing First" entscheidend dazu bei, dass sich die Lebensverhältnisse und -umstände wohnungsloser Menschen dauerhaft stabilisieren und verbessern.
Um das Projekt erfolgreich umsetzen zu können, ist der Caritasverband Trier auf der Suche nach Vermietern, die bedürftigen Menschen ein neues Zuhause bieten möchten. Die Kriterien, die wohnungslose Menschen zur Teilnahme am Projekt erfüllen müssen, sind dabei klar benannt. Ausschlusskriterien sind beispielsweise Abhängigkeit von harten Drogen und psychische Erkrankungen, die ein eigenständiges und selbstverantwortliches Leben unmöglich machen.
Sie haben Wohnraum zur Vermietung verfügbar und möchten diesen für das Projekt "Housing First" zur Verfügung stellen? Bitte wenden Sie sich an:
Sebastian Imiolczyk, Benedikt-Labre-Haus, Trier, Telefon: 0651 88130, E-Mail: Imiolczyk.Sebastian@caritas-region-trier.de
Hintergrundinformation:
Zu den ambulanten Hilfeangeboten des Caritasverbandes Trier e.V. gehören das Übernachtungsheim mit insgesamt 23 Plätzen für wohnungslose Männer sowie die Teestube als Tagesaufenthalt mit ca. 60 Plätzen im Benedikt-Labre-Haus. Weitere ambulante Angebote stellen die Fachberatungsstelle in der Petrusstraße sowie die Bahnhofsmission dar. Seit Ende 2016 verfügt der Verband im ambulanten Hilfebereich in Kooperation mit der Stadt Trier durch das Projekt "Streetwork" über einen weiteren Baustein, um Menschen, die sich nicht auf institutionalisierte Hilfen einlassen möchten, zu erreichen.
Die 50 stationären Plätze der Wohnungslosenhilfe des Caritasverbands gliedern sich, je nach Problemlage der Betroffenen, in die konzeptionell abgestuften Einheiten:
- Orientierungsbereich als Teil des Benedikt-Labre-Hauses (Abklärung des persönlichen Hilfebedarfs in einem stabilen und geschützten Wohnumfeld)
- ResoZentrum (längerfristig orientierte Betreuung mit Unterstützung bei vielfachen sozialen Problemlagen wie Schulden, Sucht, unzureichende schulische oder berufliche Qualifikation, Strafverfahren, Beziehungsprobleme etc.)
- Langzeitwohnheim Haus Lukas für ältere Wohnungslose mit häufig gesundheitlichen Einschränkungen
Darüber hinaus besteht das Anschlussangebot des dezentral betreuten Wohnens mit insgesamt drei Plätzen für Klienten, die erfolgreich eine Maßnahme nach § 67 SGB XII absolviert haben.
Die Bewohner des stationären Bereichs ohne sozialversicherungspflichtige Beschäftigung werden der arbeitstherapeutischen Werkstatt St. Martin und der Caritas Möbelbörse durch ein gezieltes Arbeits- und Beschäftigungstraining auf den Wiedereinstieg in den Arbeitsmarkt vorbereitet. Für besonders motivierte Beschäftigte stehen insgesamt sieben tariflich entlohnte, sozialversicherungspflichtige Arbeitsplätze für die Dauer von 12 Monaten zur Verfügung.