"Ich heiße Mohammad, ich bin 17 Jahre alte, ich komme aus Syrien, ich bin seit sieben Monaten in Deutschland." Die meisten der Schüler im Projekt "Fit in Deutsch" an der Berufsbildenden Schule Wittlich stellen sich flüssig auf Deutsch vor. Seit einem halben Jahr erhalten sie hier vier Stunden pro Woche Extra-Sprachunterricht. Die Jugendlichen im Alter von 16 bis 18 Jahren in dieser Gruppe kommen aus Afghanistan, Syrien und Guinea. Sie alle hoffen, hier bald einen Ausbildungsplatz zu finden.
"Damit dieser Wunsch in Erfüllung gehen kann, ist das Erlernen der deutschen Sprache eine Grundvoraussetzung", weiß Christiane Nels vom Jugendmigrationsdienst (JMD), die für den Caritasverband Trier e.V. die Sprachkurse vor Ort koordiniert. Karine Mallmann, die die Gruppe unterrichtet, lässt es die Jungen wie ein Mantra herunterbeten: "Priorität eins: Deutsch lernen: lesen, schreiben, reden und üben, üben, üben…"
Neben dieser Klasse wird im Rahmen des Projekts in Wittlich eine weitere Gruppe online unterrichtet. Hierbei handelt es sich in der Regel um Schüler*innen aus den höheren Klassenstufen des Berufsbildenden Gymnasiums und der Höheren Berufsfachschule. Sie benötigen die zusätzliche Förderung auch für den Regelunterricht, um Referate halten zu können, als Vorbereitung auf Tests oder als Hausaufgabenhilfe.
Ermöglicht wird das Projekt "Fit in Deutsch" in Wittlich durch Gelder, die die Familie-Tasci-Stiftung zur Verfügung stellt. Stiftungsverwalter Uli Schlösser von der Volksbank Wittlich zeigt sich beeindruckt von den Ergebnissen. Nach wenigen Monaten Förderung haben viele der Schüler in der Klasse von Karine Mallmann schon ein recht gutes Hörverständnis und grundlegende Kenntnisse in der Alltagskommunikation.
Ähnliche Eindrücke erhielten auch Dr. Manfred Bitter und Geschäftsführer Ivan Racic von der Nikolaus Koch Stiftung, die in Trier und Konz das Projekt "Deutsch-Starter" finanziert. An der Berufsbildenden Schule Gestaltung und Technik Trier und im Beratungszentrum Migration in Konz treffen sich junge Migrant*innen, die gerade neu in den Deutschunterricht starten oder erste Sprachkenntnisse vertiefen wollen. Über eine Lernplattform können die Jugendliche auch außerhalb der Unterrichtszeiten individuell und entsprechend ihren Vorkenntnissen ihr Deutsch verbessern.
Auch hier sind die Schüler*innen motiviert und können deutliche Fortschritte vorweisen. Für den Besuch hatten sie sich gut vorbereitet. Es wurde viel gelacht beim Sprach-Bingo, und die Jugendlichen präsentierten stolz ihr Können bei verschiedenen Übungen. Aber sie wurden auch ernst beim Erzählen, wie sie sich ihre Zukunft hier in Deutschland vorstellen.
"Wir können es nicht oft genug betonen", so JMD-Leiterin Katharina Moik, "die Sprache ist der Schlüssel zur Integration." Umso bedauerlicher ist es, dass um die Finanzierung des Spracherwerbs immer wieder gerungen werden muss. "Gerade für junge Menschen, die doch eigentlich die besten Chancen auf Integration haben, stehen nicht genügend Sprachkurse zur Verfügung. Einige Jugendliche fallen sogar komplett durch das Raster, wenn sie nicht mehr schulpflichtig, aber auch noch nicht volljährige sind", so Moik.
Umso dankbarer ist sie für die Unterstützung durch die Stiftungen, ohne deren Hilfe Projekte wie "Fit in Deutsch" oder "Deutsch-Starter" nicht möglich wären. Migrationsdienste ebenso wie fördernden Stiftungen betonen, dass es nicht hinnehmbar ist, dass jungen Menschen aus formalen Gründen, wie einer formal erfüllten Schulpflicht oder eines noch nicht erteilten Aufenthaltstitels, der Zugang zur Sprachbildung erschwert wird.