Rund 80 Vertreterinnen und Vertreter aus Politik, Bildung und Gesellschaft aus Trier und Umgebung waren der Einladung gefolgt. Titel der Veranstaltung: "Integration auf der Kippe? - Auswirkungen der Kürzungen im Bundeshaushalt auf die Integrationsangebote und Migrationsdienste in der Region". Im vollbesetzten Saal der VHS Trier machten Caritasdirektor Dr. Bernd Kettern, Carsten Stumpenhorst, Geschäftsführer des Diakonischen Werks der Ev. Kirchenkreise Trier, Simmern-Trarbach und An Nahe und Glan, und Caritas-Abteilungsleiter Bernhard Jocher klar, welche Dienste in welchem Umfang betroffen wären und dass diese Kürzungen nicht nur Auswirkungen auf die Hilfesuchenden haben würden.
"Das ist ein Thema, das vielfach Spuren hinterlassen wird", stellte Kettern gleich zu Beginn klar. "Die Sparpläne sind schlicht unvernünftig, weil sie einen großen gesellschaftlichen Schaden verursachen. Die geplanten Kürzungen stehen in keinem Verhältnis, nicht zum Gesamthaushalt, und nicht zu den zu befürchtenden Auswirkungen. Darin liegt ein großes gesellschaftliches Sprengpotential - die Begleitung wie auch die vorhandene Erfahrung wird abgekappt - und damit kappen wir Erfolgsgeschichten!"
Um zu zeigen, was unter "Erfolgsgeschichten" zu verstehen ist, kamen einige junge Geflüchtete zu Wort. Eindrücklich schilderten sie, welche Bedeutung die Angebote des Jugendmigrationsdienstes (JMD) und der Bildungsberatung Garantiefonds Hochschule (GF-H) für sie hatten. "Ich habe hier Orientierung und Unterstützung erhalten", so schildert beispielsweise Ibrahim Issa. Der syrische Flüchtling konnte in Trier sein Abitur nachholen und studiert nun BWL an der Hochschule Trier.
Das Beispiel macht deutlich, dass die geplanten Kürzungen nicht nur direkte Auswirkungen für die hilfesuchenden Menschen hätten. Ausdünnungen in Diensten und Einrichtung, die die Integration von Migrant*innen fördern, hätten auch gesamtgesellschaftliche Auswirkungen. Es gehe dabei um die Frage des gesellschaftlichen Zusammenhaltes, betonte Carsten Stumpenhorst: "Da, wo Integration gelingt, ist Zuwanderung ein großer Mehrwert für die Gesellschaft, sowohl in kultureller als auch finanzieller Hinsicht. Ohne eine Integration schaffen wir im schlimmsten Fall eine Parallelgesellschaft von Menschen, die sich nicht zugehörig fühlen", so Stumpenhorst. Auch Bernhard Jocher betont: "Vor dem Hintergrund, dass immer wieder öffentlich eine bessere Integration gefordert wird, sind die scheinbar willkürlichen Kürzungen der Bundesmittel nicht nachvollziehbar."
Jugendmigrationsdienst, Bildungsberatung, Respekt Coaches zur Demokratieförderung an Schulen, Psychosoziale Zentren für Geflüchtete und Migrationsberatung für Erwachsene - alle diese Angebote wären von den Kürzungen betroffen.
Was auch bedeutet, dass Arbeitskräfte entlassen werden müssten, mit deren Weggang langjähriges Fachwissen verloren geht. Darüber hinaus führen die Kürzungen zu großer Verunsicherung bei den Trägern wie Diakonie und Caritas, die zum Teil in den letzten Jahren erhebliche Eigenmittel eingesetzt haben, um die Angebote möglichst zielführend zu gestalten.
Zum Abschluss dankte Carsten Stumpenhorst allen Gästen für ihr Interesse und ihren an diesem Abend deutlich gewordenen solidarischen Zuspruch. Es sei wichtig, gemeinschaftlich darauf hinzuwirken, dass die Bundesregierung den Mehrwert von Integration nicht nur in ihrem Koalitionsvertrag betont, sondern diesen Bereich auch praktisch unterstützt.