Die aktuelle Lage in Ivano-Frankivsk, Ukraine
So erhielten wir von Caritasdirektor Wolodymyr Tschorniy und Geschäftsführerin Natalia Kozakevych die folgenden Informationen in einer persönlichen Email an Dr. Bernd Kettern:
Der Flughafen in Iwano-Frankiwsk wurde dreimal bombardiert, auch der Flughafen in Kolomyia (Region Iwano-Frankiwsk) wurde angegriffen. Es gibt keine Opfer. Fast täglich gibt es Luftalarm, auch in der Nacht, so dass alle so schnell wie möglich in die nah liegenden Luftschutzbunker fliehen müssen. Viele Menschen bleiben jedoch in ihren Häusern und Wohnungen. Sie halten sich in Badezimmern oder auf Korridoren auf, an Orten innerhalb des eigenen Zuhauses, an dem man nach außen hin zwei Zwischenwände hat, was besonders wichtig ist.
Zurzeit kümmert sich der Caritasverband Ivano-Frankivsk um mehr als 5.000 geflüchtete Menschen. Aufgrund der ständigen Bombardierung in der Ost- und Zentralukraine kommen jedoch in die Stadt und Region Iwano-Frankiwsk täglich Züge mit weiteren Flüchtlingen. Sie werden in Studentenwohnheimen, Schulen, Kindergärten und auch auf dem Lande bei Menschen privat untergebracht. Es sind sowohl Stadt- als auch Landbewohner*innen. Bei den Landbewohner*innen ist das Schlimmste, dass diese in diesem Frühjahr ihr Land und ihre Gärten im besten Fall später bestellen können, was dann noch sehr gut wäre. Durchaus denkbar ist jedoch, dass dies gar nicht mehr möglich sein wird.
Beamte und die Mitarbeiter*innen des Caritasverbandes Iwano-Frankiwsk sind am Bahnhof im Einsatz. Sie informieren die ankommenden Menschen an den Waggons über die Hilfsmöglichkeiten, versorgen sie im Bahnhofsgebäude mit Essen, Tee, Lebensmitteln, Hygieneartikeln, Masken, Antiseptika und anderen notwendigen Dingen. Dabei werden ihre weiteren Bedürfnisse eruiert.
"Was in unserem Land passiert, kann man bestimmt in deutscher Presse lesen. Im Allgemeinen kann man Folgendes sagen: Das Vorgehen des russischen Präsidenten Putin erinnert zunehmend an das Vorgehen des sowjetischen (eigentlich russischen) roten Diktators Stalin. Stalin verfolgte auch eine aggressive Außenpolitik, marschierte in die Nachbarländer Finnland, Polen, Estland, Litauen und Lettland ein, annektierte Teile Rumäniens. Putin geht auch gegen einheimische Oppositionelle immer repressiver vor. Manche verhaftet oder tötet er, auch im Ausland. Proteste werden brutal aufgelöst, Dissidenten verfolgt. "Wir beten und hoffen, dass die Menschen bald nicht mehr leiden müssen", so der Caritasverband Ivano-Frankivsk.