Babybedenkzeit
Im Laufe des Projektes bekamen die teilnehmenden Schüler für fünf Tage einen technisch ausgeklügelten lebensechten Säuglingssimulator anvertraut. Die Lernerfahrung für die Jugendlichen sei ganz direkt und oft hoch emotional, betont Simone Hauck, eine der beiden Johanniter-Projektleiterinnen: "Die Baby-Simulatoren ticken wie drei Monate alte Säuglinge mit all deren Bedürfnissen. Per Chip werden sie so eingestellt, dass sie nur auf ihre "Eltern" reagieren." Projekt-Papa Ben (14) fand das ganz schön hart: "Mit Baby kochen und die ganzen Nächte durchstehen… Trotzdem gebe ich dem Projekt fünf von fünf Sternen", sagte er.
An den Vormittagen erhielten die Schüler nicht nur Informationen zum Umgang mit ihrem "Baby", sie erfuhren auch einiges zu Themen wie Verhütung, Drogen in der Schwangerschaft, Schütteltrauma oder auch bestehenden Hilfsangeboten. "Ganz wichtig", so Projektleiterin Cornelia Neises, "ist auch die Möglichkeit zum Austausch mit den anderen "Eltern" und uns Betreuern." Auch die Möglichkeit, sich nachts bei Problemen telefonisch an die Projektleiterinnen zu wenden, wurde anscheinend rege genutzt.
"Ich fand alles toll, aber auch sehr anstrengend", so die 14-jährige Michelle, die dann doch froh war, nach einer Woche Babybedenkzeit ihren kleinen "Leih-Sohn" Noah wieder abgeben zu können. "Mama werden, ja - aber nicht so bald", lautete ihr Resümee. Damit hat das einwöchige Projekt ihr Ziel erreicht: Jugendlichen zeigen, was es bedeutet, ein Kind zu haben und sie damit zum Nachdenken und zu entsprechendem Handeln zu bringen.
Aus diesem Grunde unterstützt auch das Trierer Jugendamt die Babypraktika, wie Triers Sozialdezernentin Elvira Garbes bei der Abschlussveranstaltung des Projektes erklärte: "Immer wieder begegnen uns minderjährige Schwangere und junge Eltern mit großem Unterstützungsbedarf. Hier präventiv anzusetzen und eine Mutterschaft um ein paar Jahre nach hinten zu schieben, kann sehr viel für das Leben von Kind und junger Mutter bewirken."
St. Josef-Schulsozialarbeiterin und Caritas-Mitarbeiterin Anna Salaou ist mit dem Verlauf äußerst zufrieden und möchte das Projekt im nächsten Jahr unbedingt wiederholen: "Es war unglaublich spannend und hat den Schulalltag in alle Klassen hinein belebt."
Möglich wird das intensive und sehr lebensnahe Projekt, das die Johanniter für Schulen und Jugendeinrichtungen kostenlos anbieten, durch eine ganze Reihe von Förderern: GlücksSpirale, AOK und IKK Südwest sowie Reh-, Rehkids und Leyendecker-Stiftung. Dank ihrer finanziellen Unterstützung können die Johanniter bis 2022 mindestens 18 dieser lehrreichen Projekte anbieten.
Kontakt und Info: www.johanniter.de/babypraktikum-trier, Tel. 0172 3246674
Johanniter/Regina Lüders