30 Jahre Integrationsfachdienst (IFD) - 30 Jahre Hilfe zur Teilhabe am Arbeitsleben für Menschen mit Behinderung und psychischer Beeinträchtigung
Seit nunmehr 30 Jahren bietet der Integrationsfachdienst Menschen mit Einschränkungen Unterstützung beim Thema Arbeit.
Anna S. ist 32 Jahre alt, leidet unter sozialen Ängsten und arbeitete deshalb vornehmlich ohne Kundenkontakt in einem Unternehmen. Dies änderte sich nach einer Versetzung - was zur Folge hatte, dass sie fast alle Kontakte mied, kaum noch schlief und vor sich hin grübelte. Sie wurde bis auf Weiteres krankgeschrieben. Als der Arbeitgeber sie nach zwei Monaten zu einem Gespräch einlud, reagierte sie mit Panikattacken und Verzweiflung. Da gab ihr der behandelnde Psychiater den Tipp, sich an den Integrationsfachdienst (IFD) zu wenden.
Die Probleme und Hürden, die sich für behinderte Menschen bei der Arbeit oder auf dem Weg zu einem passenden Arbeitsplatz ergeben können, sind ebenso vielfältig wie Art und Grad ihrer Beeinträchtigungen. Um hier effektiv helfen zu können, ist Fachwissen gefragt, Flexibilität, Einfühlungsvermögen und eine gute und verlässliche Zusammenarbeit mit allen Beteiligten. Der IFD Trier kann hier auf 30 Jahre Erfahrung zurückblicken.
Begonnen hatte alles 1990, als das Landesamt für Soziales, Jugend und Versorgung in Rheinland-Pfalz flächendeckend Psychosoziale Dienste einrichtete. "Damals erhielten der Caritasverband Trier e. V. und der Katholische Verein für soziale Dienste (SKM Trier) in unserer Region den Zuschlag", erläutert Reinhold Bittner, zuständiger Abteilungsleiter beim Caritasverband Trier. "Im Jahr 2014 kam die Bürgerservice gGmbH als dritter Träger hinzu. So entwickelte sich im Lauf der Jahre aus dem Psychosozialen Dienst der Integrationsfachdienst, der bundesweit seit 2000 gesetzlich verankert ist (SGB IX)." Der Caritasverband hält seine Angebote als einziger Fachdienst im Arbeitsagenturbezirk Trier auch für Hörspracheingeschränkte Menschen vor.
Heute umfasst der IFD im Wesentlichen drei Bereiche: den "Übergang Schule-Beruf", die "Inklusionsinitiative" und den "Berufsbegleitenden Dienst" (BBD).
Im Bereich "Übergang Schule-Beruf" betreut der IFD Schulabgänger*innen von Förder- und Schwerpunktschulen. "Früher führte der nachschulische Weg vieler Jugendlicher häufig direkt in die Werkstatt für behinderte Menschen", berichtet Jacqueline Schneider, Leiterin des IFD Trier. "Hier helfen wir Schulabgänger*innen dabei, über die Analyse ihrer Fähigkeiten und Neigungen geeignete Praktika und schließlich einen Zugang zum ersten Arbeitsmarkt zu finden."
Der zweite Bereich ist die Inklusionsinitiative, die Menschen mit Einschränkungen in Arbeit vermittelt. "Unsere Berater*innen nehmen sich Zeit, die Interessen und Fähigkeiten, aber auch die Einschränkungen der Klient*innen einzuordnen", so Schneider. "Gemeinsam mit ihnen entwickeln sie Perspektiven, helfen bei Bewerbungen und können auch den Kontakt zum Betrieb herstellen." Dieses Angebot erfolgt in Kostenträgerschaft des Landesamtes für Soziales, Jugend und Versorgung Rheinland-Pfalz, der Bundesarbeitsagentur und der Jobcenter im Arbeitsagenturbezirk Trier.
Der Berufsbegleitenden Dienst (BBD) schließlich bietet Unterstützung für Menschen mit Behinderung, die bereits einen Arbeitsplatz haben. "Wir helfen z.B. bei Konflikten im Betrieb, Leistungsproblemen, Rückkehr nach längerer Erkrankung oder drohender Kündigung", so Jacqueline Schneider. "Zudem ist der Dienst ein wichtiger Ansprechpartner für Arbeitgeber bei Fragen zur Beschäftigung von behinderten Menschen."
Beim BBD findet auch Anna S. Hilfe: Ihre Beraterin kennt sich mit psychischen Erkrankungen aus und nimmt sich Zeit, die Schwierigkeiten zu verstehen und gemeinsam Lösungen zu entwickeln. Die Beratung ist kostenlos und vertraulich. Da die Beraterin sie in den Betrieb begleitet, kann Anna S. das Gesprächsangebot des Betriebes annehmen und ihre Situation und ihre Bedarfe schildern. Nach einer stufenweisen Wiedereingliederung in ihren alten Arbeitsbereich und mehrmonatiger Begleitung durch den BBD fühlt sie sich ihrer Arbeit wieder gewachsen und ist froh, weiterhin Teil des Unternehmens zu sein.
"Essentiell wichtig ist für unsere Arbeit das Netzwerk, das wir in den letzten 30 Jahren aufgebaut haben," betont Jacqueline Schneider. Neben dem Integrationsamt bestehen enge Kontakte auch zur Agentur für Arbeit, zu einstellenden Unternehmen und öffentlichen Arbeitgebern sowie zu sämtlichen Förderschulen, Berufsbildenden Schulen und Schwerpunktschulen in Trier und dem Kreis Trier-Saarburg. So hat sich der IFD zu einer verlässlichen Anlaufstelle entwickelt, die Betroffene vom Schulabgang bis hin zur Stellensicherung auf dem allgemeinen Arbeitsmarkt unterstützt und begleitet.
"Natürlich können wir einen Erfolg nicht garantieren", so Jacqueline Schneider, "dafür gibt es zu viele Faktoren und Umstände, die von Fall zu Fall verschieden sind. Aber es ist immer wieder erstaunlich und erfreulich, wie viel geht, wenn alle an einem Strang ziehen."
Bei Fragen und Anliegen können sich Betroffene und Arbeitgeber an die Verbundkoordination beim Caritasverband Trier wenden unter Telefon 0651 2096-250.